Grauwassernutzung

Grauwasser

Die Europäische Norm 12056-1 definiert Grauwasser als fäkalienfreies, gering verschmutztes Abwasser, wie es etwa beim Duschen, Baden oder Händewaschen anfällt, aber auch aus der Waschmaschine kommt und zur Aufbereitung zu Brauchs- bzw. Betriebswasser dienen kann. Das Küchenabwasser hingegen wird wegen seiner hohen Belastung mit Fetten und Speiseabfällen ausgenommen. Grauwasser lässt sich – z. B. durch den Einsatz von Wasserrecycling-Systemen – für eine Zweitnutzung aufbereiten. In der Regel erfolgt die Reinigung auf rein mechanisch-biologischem Weg; neuerdings kommen auch Bio-Membranfilter zum Einsatz. Das so erzeugte Klarwasser ist hygienisch sauber. Es kann für die Gartenbewässerung, den Hausputz und die Toilettenspülung eingesetzt werden; auch Wäsche lässt sich damit unbedenklich waschen (wenn bis zur Badewasserqualität aufbereitet wird, wie das in Europa üblich ist). Bei einem 4-5 Personenhaushalt summiert sich die Einsparung auf ca. 90 m³ Wasser pro Jahr. Im Vergleich zur witterungsabhängigen Regenwassernutzung steht aufbereitetes Nutzwasser stets zur Verfügung.

In den USA hat der Versuch zur Wiederverwendung von Grauwasser dazu geführt, die Gartenbewässerung nachhaltiger zu gestalten. In Japan und Europa wird vor allem der Ansatz verfolgt, Grauwasser innerhalb des Haushalts als Betriebswasser, insbesondere zur Spülung von Toiletten, wieder zu verwenden. In Deutschland setzen auch Institutionen auf Wasserwiederaufbereitungsanlagen, so etwa die Feuerwehr Hamburg.

Verschiedene Wege sind möglich, um Wasser aus dem Haushalt zweimal zu verwenden. Es gibt die Möglichkeit, entsprechende Anlagen durch spezialisierte Fachbetriebe erstellen zu lassen. Es können aber auch handelsübliche Wasserrecycling-Anlagen erworben und durch jeden Installateur eingebaut werden, die für Haushalte geeignet sind. Entsprechende Anlagen bilden den Prozess der Abwasserreinigung einer Kläranlage mit Sedimentation, Belüftung, anaerober Reinigung, Schlammabscheidung nach. Sie finden ihre typischen Anwendungen dort, wo das Abwasser mehrerer Familien, Hotelzimmer etc. zusammengeführt und gemeinsam behandelt wird.

Einem anderen Prinzip folgt eine eher für Einfamilienhäuser gedachte Anlage, mit der mittels "low-tech" versucht wird, mit einem Minimum an Speichervolumen, Technik, Anschaffungs- und Betriebskosten, bei kurzer Standzeit des aufzubereitenden Wassers ein Maximum an Wassereinsparung zu erzielen. Zur Abpufferung von Spitzenverbräuchen wird Regenwasser (und erst in dritter Instanz: Trinkwasser) verwendet. Der typische Pro-Kopf-Trinkwasserverbrauch sinkt damit auf Werte unter 60 l.

Nach einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der Fachhochschule Wiesbaden lassen sich in Mitteleuropa bereits heute Grauwasser-Anlagen ab einer angeschlossenen Nutzerzahl von etwa 150 - 200 Personen (also z. B. in Hotels) wirtschaftlich betreiben. Bei hohen Trink- und Abwassergebühren ist eine rasche Amortisation auch sonst wahrscheinlich. Aufgrund des zu erwartenden Anstiegs der Kosten für Wasser und Abwasser wird es als ratsam erachtet, bei einem Neubau oder der Grundsanierung der Installation eines Wohnhauses in ein separates Rohrleitungsnetz für die Grau- oder evtl. auch Regenwassernutzung zu investieren. In Gebieten mit größerer Wasserknappheit (z. B. Südeuropa) erscheint das Grauwasserrecycling fast durchweg sinnvoll.


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